Es ist nicht von der Hand zu weisen: Praktische Berufe verzeichnen einen enormen Rückgang. Das trifft in erster Linie den Handwerksbereich. Immer häufiger entscheiden sich junge Menschen gegen eine Ausbildung auf dem Bau und weichen trotz Begabung und Interesse auf alternative Berufe aus.
In Nordrhein-Westfalen und im übrigen Deutschland gibt es viele Fachkräfte, die sich über Nachwuchstalente freuen. So kommt es, dass junge Handwerker Düsseldorf aufsuchen und dort Karriere machen. Neben einem attraktiven Einkommen erwartet sie ein ansehnliches Wohnumfeld.
Im restlichen Teil Deutschlands werden bislang keine oder nur wenige Maßnahmen ergriffen, um das Handwerk für junge Menschen attraktiver zu machen. Dabei reichen einige wenige Mittel, um junge Menschen für die Arbeit mit den Händen zu gewinnen.
Attraktive Ausbildungsvergütungen bieten
Junge Leute wollen auf eigenen Beinen stehen. Sie müssen sich nach Beendigung der Schulzeit um die eigene Wohnung bemühen, benötigen ein Fahrzeug und sind für die eigene Versorgung verantwortlich. Wer sich in dieser Zeit für eine Ausbildung entscheidet, erhält eine monatliche Ausbildungsvergütung. Trotz staatlicher Unterstützung ist diese oft gering.
Viele potenzielle Auszubildende wählen Ausweichkarrieren im psychologischen Bereich. Sie entscheiden sich für einen untypischen Weg, wollen Coach werden oder versuchen sich als Influencer. Meist ist die Freude kurz, denn binnen weniger Wochen setzt Ernüchterung ein. Kein Geld verdient! Jetzt muss eine Ausbildung her.
Die Suche nach der Ausbildung führt zu Büroberufen, denn Handwerker verdienen schlecht. Dabei kommt es bei der Anerkennung von Handwerksberufen vorwiegend auf die Zahl auf dem Lohnzettel an. Hier müssen Staat und Handwerksbetriebe attraktive Konditionen schaffen. So lassen sich junge Leute für das Mauern, Fliesenlegen und Sanitärarbeiten begeistern.
Junge Menschen an das Handwerk heranführen
Jugendliche und Handwerk? Das klingt heutzutage beinahe befremdlich. Junge Leute sind eher mit Smartphone und Laptop beschäftigt, digital versiert und mit TV-Geräten vertraut. In der Schule lernen sie mithilfe von Meeting-Plattformen, praktischer Unterricht wurde in den letzten Jahren ohnehin vermehrt aus den Lehrplänen gestrichen.
Dabei bringt die Praxis viele Pluspunkte mit sich:
- Nutzung anderer Gehirnareale
- Verringerung des Suchtfaktors Internet
- Entdecken eigener neuer Fähigkeiten
- Sich direkt mit anderen Schülern messen und eigen Fähigkeiten optimieren
- Dinge selbst in die Hand nehmen können
- In zukünftige Ausbildungsrichtungen hineinschnuppern
- Für Abiturienten: Theorie mit Praxis verbinden
Dank neuester Möglichkeiten ist es einfach Praxis und Theorie dank adäquater Online Kurse zu verbinden. Schüler machen gerne von den Vorteilen digitaler Selbstlernkurse Gebrauch, die zu besseren praktischen Fähigkeiten führen. Das Ergebnis sind junge Allrounder, die durch schulische Bildung und Praxis-Module im Direktunterricht bestens auf den Berufsalltag vorbereitet sind.
Direkt an Nachwuchstalente gerichtete Online Angebote machen Lust auf eigenes Handeln. Zudem führen sie vom übermäßigen Konsum digitaler Apps weg. Das ist für junge Menschen und für das Handwerk der Zukunft besonders wichtig.
Den Ruf des Berufes verbessern
Früher galten Schornsteinfeger als Glücksbringer. Kunden warteten sehnsüchtig mit Kaffee und Kuchen auf ihren Heizungsmonteur. Handwerker wurden aufgrund ihrer bedeutenden Fähigkeiten rund um Haus und Garten geschätzt. Diese Zeiten sind vorbei. Heute machen sich einige über Handwerksberufe lustig, da sie nicht mehr zeitgemäß scheinen.
Die Ursachen liegen in der Branche. Viele Unternehmen arbeiten nicht an ihrem Ruf, er ist ihnen schlichtweg egal. Sie stellen Lehrlinge ein, die nicht repräsentativ sind. Auch die Bauunternehmen selbst können nicht mit einer Vorbildfunktion dienen. Schlechte Arbeitsweisen, grobe Strukturen, Nicht-Einhaltung vom Arbeitsschutz und unzureichende Kenntnisse im eigenen Fachgebiet: Das kommt im Handwerk leider häufig vor.
Qualitätsunternehmen müssen ihre Fähigkeiten herausstellen und Farbe bekennen. Es gilt in Werbung zu investieren, um das Ansehen des Handwerks wieder auf das frühere Niveau zu bringen. Zudem sollten Jugendliche mehr über die Vorteile des Berufes erfahren. Schließlich können Handwerker nicht nur Kunden, sondern auch sich und ihrer Familie ohne die Beauftragung teurer Firmen helfen.
Möglichkeiten der Verbesserung des Ansehens:
- Aktuelle Technik im Unternehmen einsetzen
- Integration flacher Hierarchien
- Kontinuierliche Schulung bezüglich des richtigen Umgangs mit Nachwuchskräften
- Investition in Arbeitsschutz und adäquate Ausstattungen
- Attraktive Arbeitszeiten und Sonderzahlungen
- Allen Personengruppen im Bewerbungsprozess offen und gleich begegnen
- Standort des eigenen Unternehmens an aktuelle Anforderungen anpassen
Frauen auf dem Bau? Nicht nur eine Zukunftsvision!
Frauen im Handwerk? Das galt lange Zeit als schlechter Witz. Heute gibt es immer mehr Handwerkerinnen, die ihren männlichen Kollegen in nichts nachstehen. Trotzdem hält sich der Glaube aufrecht, dass Frauen für Handwerksarbeiten ungeeignet sind. Dabei zeigen Studien: Frauen arbeiten akribischer als Männer und gehen häufig verantwortungsbewusster mit Aufgaben um.
Firmen sollten daher auch weibliche Bewerber einbeziehen. Nicht nur, dass Frauen im Handwerk viel ausrichten können. Gibt es ebenso viele Männer wie Frauen im Betrieb, ist der Umgang untereinander wertschätzender. Das kommt dem Arbeitsprozess zu. Daher sollten Betriebe nicht nur bei Malerarbeiten auf weibliche Auszubildende setzen.
Mehr Investition in Theorie
Die theoretischen Fachinhalte bekommen Auszubildende im Rahmen ihrer Lehre. Allerdings gehen Theorie und Praxis im Handwerk deutlich aneinander vorbei. Die für den Berufsalltag wichtigen Inhalte kommen in der Schule zu kurz. Newbies auf dem Bau sind überfordert und müssen das Handwerk in der Praxis von Anfang an richtig lernen.
Weiterbildungsangebote zu integrieren, optimiert den Arbeitserfolg des gesamten Bau-Teams. Genießen alle dieselben Weiterbildungsangebote, so laufen Arbeitsprozesse reibungslos ab. Stetige Weiterbildungsmaßnahmen können in den Abendstunden realisiert angerechnet werden.
Das spricht auch für Theorie-Unterricht nach Ausbildungsende:
- Vor allem Anfänger fühlen sich durch die Theorie sicherer
- Neue Arbeitstechniken lassen sich tagesaktuell vermitteln
- Weiterbildungen erleichtern den Zugang zur Meisterprüfung
- Geringere Fehlerquote durch Vermeidung mangelnder Fachkenntnisse
- Schulungen im Umgang mit Kollegen kommen dem Arbeitsklima zu
In puncto Sicherheit auf dem Bau gibt es einen deutlichen Nachholbedarf. Wenngleich die Anzahl der Arbeitsunfälle mit Todesfolge gesunken ist, ist sie deutlich zu hoch. Viele Unfälle passieren in Handwerksbetrieben, wobei sie meistens auf schlechten Arbeitsschutz und mangelnde Kenntnisse zurückzuführen sind.
Schulungen verringern die Wahrscheinlichkeit von Unfällen durch Sensibilisierung für das Thema. Unternehmen könnten zudem Arbeitsschutz-Apps einsetzen. Diese garantieren ein rasches Nachschlagen innerhalb vom eingebauten Glossar. Diese Erweiterung bestehender Strukturen um zeitgemäße Anwendungen trägt zum guten Gesamtbild von Handwerksfirmen bei.
Abgesehen davon ist ein attraktives Lohnniveau hilfreich dabei, Handwerker in Deutschland zu halten. Viele wandern aufgrund der Konditionen in Nachbarländer wie die Schweiz, Österreich oder in die Niederlande aus. Die Rückführung der Handwerker ist nur durch Schaffung optimaler Arbeitsverhältnisse denkbar.