Ehemaliges Unterhaus in Borchen

1515 vererbte Burghard von Oeynhausen seine Besitztümer an seine Söhne. Sein zweiter Sohn aus zweiter Ehe erhielt das Oberhaus, den Mallinckrodthof. Vermutlich errichtete Burghard für seinen Sohn Dietrich einen neuen Hof, das Unterhaus.
Auf einem massiven Bruchsteinsockel, der an drei Ecken hervorspringende Türme besaß, standen in Fachwerkbauweise das Wohn-, Keller- und Brauhaus. Der Bruchsteinsockel war umgeben von einer durch die Altenau gespeisten Gräfte.
Das Wohnhaus bestand aus einem Unter- und Obergeschoss und war ca. 24 m lang. Nach Osten ragte ein auf Pfeilern ruhender Erker in der Gräfte.
Der Eingang befand sich zum Innenhof der über eine Brücke – ursprünglich eine Zugbrücke – zu erreichen war. Das Kellerhaus setzte sich aus zwei Tonnengewölben und einem darauf liegenden eingeschossigem Gebäude, in dem sich mehrere Bühnen befanden, zusammen.
Das Brauhaus war nicht unterkellert, bestand aber aus zwei Etagen, wobei die zweite Etage mit einer außenliegenden Treppe zu erreichen war. Zwischen Brau- und Wohnhaus befand sich das große Eingangstor, dem eine Brücke über die Brücke vorgelagert war.
Die landwirtschaftlichen Gebäude grenzten direkt an die Straße. Auf dem zur Straße mit Mauern abgeschlossenen Gelände befanden sich ein Küchengarten, ein Hofplatz und eine Wiese mit fast einhundert verschiedenen Obstbäumen.
Bis 1829 war das Unterhaus im Besitz der Familie von Oeynhausen. Die nachfolgenden Besitzer hatten wenig Interesse am Erhalt des Gutshofes und im Laufe der Zeit verfiel der Hof immer mehr. 1895 wurde im 1841 neu erbauten Schafstall eine Wohnung eingerichtet, da das Haupthaus nicht mehr bewohnbar war.
Ein Jahr später wurde das Herrenhaus und das Brauhaus abgerissen, Kuhhaus und Ackerstall wurden abgebaut und nach Etteln verkauft. 1978 wurde der ehemalige Schafstall abgebrochen.
Seit 1961 stehen auf dem Gelände des Unterhauses fünf Wohnhäuser. Das letzte ߜberbleibsel der herrschaftlichen Wasserburg ist der massive Sockel des Kellerhauses.