Die ehemalige, reichsunmittelbare Benediktinerabtei Corvey mit ihrer fast 1.200-jährigen Geschichte gilt als eine der bedeutendsten Klostergründungen im Mittelalter. Verkehrsgünstig an den Ufern der Weser gelegen, erblüht das Kloster im 9. und 10.Jahrhundert zu einem geistigen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum auf dem damaligen Gebiet der Sachsen.
Mit einem der ältesten, aber einzigen fast vollständig erhaltenen Karolingischen Westwerk der Welt und der versunkenen Civitas Corvey erhielt das Schloss am 22. Juni 2014 die Anerkennung zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Stürmische Zeiten sind es, als Benediktinermönche aus dem westfranzösischen Corbie auf Bestreben des machtbewussten Kaiser Karls des Großen im Jahre 816 im kalten Hethis im heutigen Waldgebiet des Solling ein Kloster gründen. Doch der Ort erweist sich als zu ungünstig, zu weit abgelegen. Also siedeln die Mönche in die Weserauen in die Nähe des
Königshofes „Huxori“ um.
Eine kluge Entscheidung: Denn bereits wenige Jahre später, im Jahre 826 wird „Nova Corbeia“, das „Neue Corbie“, vom französischen Mutterkloster unabhängig. Seit der Überführung der Reliquien des heiligen Vitus von Paris (836) gilt Corvey als berühmter Wallfahrtsort und wird zum Missionierungszentrum, das mit seiner christlichen Kultur weit nach Europa ausstrahlt.
Der Dreißigjährige Krieg setzt Corvey wie auch der angrenzenden Stadt Höxter schwer zu. Die Klosteranlage wird fast vollständig zerstört, das geistige Leben kommt vollständig zum Erliegen. Das Areal wird wieder aufgebaut, und im Jahre 1671 als barocke Residenz vollendet. Verschiedene Fürstäbte wie beispielsweise Florenz von dem Felde und Maximilian von Horrich versuchen an den alten Glanz anzuknüpfen, was allerdings nur kurze Zeit gelingt. Im Zuge der Säkularisation geht auch die ehemalige Reichsabtei Corvey in weltliche Hände über.
Seit 1834 ist es durch eine Erbschaft im Privatbesitz der Herzoglichen Familie von Ratibor, die nun auch ihren Hauptwohnsitz in die barocke Schlossanlage Corvey verlegt hat.
Heute ist Corvey ein beliebtes Ausflugsziel, das über die Region hinaus strahlt. In der weitläufigen Anlage direkt am Weser-Radweg verbinden sich Architektur, Kultur, Tradition und Geschichte auf einzigartige Weise. In die wechselvolle Historie lässt sich im Karolingischen Westwerk, in der ehemaligen Abteikirche und dem Kreuzgang im ehemaligen Klosterbau eintauchen.
Reizvoll ist ebenso die Fürstliche Bibliothek mit ihren 74.000 Bänden. Dort hat der Dichter des Deutschlandliedes, August Hoffmann von Fallersleben, seine Spuren als Bibliothekar hinterlassen. Der prächtig ausgestattete Kaisersaal bildet die elegante Kulisse für die Corveyer Musikwochen, ein Muss für Klassikfans im Frühsommer.