Glocke Auguste Victoria – Bochum

Im Vorgarten der evangelischen Kirchengemeinde Wattenscheid-Leithe, an der Gelsenkirchener Straße, steht ein ganz besonderes Denkmal: Die 1,5 Tonnen schwere Stahlglocke „Auguste Viktoria“. Im Jahr 1893 wurde sie gemeinsam mit zwei weiteren Glocken im Auftrag der letzten deutschen Kaiserin Auguste Viktoria beim „Bochumer Verein“ in einem außergewöhnlichen Gussverfahren, das ihr eine überdurchschnittliche Klangfülle verlieh, gefertigt.Sie ist von unschätzbarem Wert – nicht zuletzt durch die reiche und eindrucksvolle Ornamentik auf ihrem Klangkörper. Als Zeugnis vollendeter Gießkunst zählte
sie 1894 zu den Attraktionen der Chicagoer Weltausstellung. Im Jahr 1895 stiftete Kaiserin Auguste Viktoria das „Prunkstück“ der (Ost-)Berliner Gnadenkirche zu deren Einweihung.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gotteshaus jedoch zerstört und die glücklicherweise unbeschädigte Kaiserglocke landete per Beschluss des Berliner Magistrats auf einem Schrottplatz in Berlin-Weißensee, wo sie beinahe neben alten Autos verrottet wäre. Durch einen Zufall entdeckte aber Pfarrer Merkel vonder Nachbargemeinde Berlin-Malchow die Glocke und kaufte sie, um eine Zerstörung des wertvollen Stücks zu verhindern. 22 Jahre lang war die Glocke in seinem Privatbesitz: 12 Jahre stand sie im Pfarrgarten von Berlin-Malchow,weitere zehn Jahre im Pfarrhaus-Bereich von Stadtilm in Thüringen. Der
patengemeindlichen und partnerschaftlichen Verbundenheit zwischen Pfarrer Merkel
(Berlin-Malchow) und Pfarrer Cicholl (Wattenscheid-Leithe) ist es zu verdanken, dass die Glocke 1990 nach Wattenscheid kam, wo sie von den Krupp-Werken restauriert wurde. Am 16. Januar 1990 wurde ein Übernahmevertrag mit Pfarrer Merkel und dem hiesigen Presbyterium geschlossen und am 2. März 1990 wurde das „Juwel der Glockenbaukunst“ von Thüringen nach Wattenscheid gebracht. Die ursprüngliche Besitzerin (Gnadenkirchengemeindein Berlin) freute sich über die Rettung der Glocke und die Bereitschaft der Kirchengemeindein Wattenscheid-Leithe, die Glocke der Berliner Gnadenkirche wieder zu überlassen,falls sie dort für ein wiedereinzurichtendes Geläut Verwendung finden wird.