Museum Abtei Liesborn in Wadersloh

In der ehemaligen Benediktinerabtei Liesborn ist das Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf untergebracht. Die Anfänge des 1803 aufgehobenen Klosters reichen bis in das frühe 9. Jahrhundert hinein.
1966 mit der Errichtung des Museums begann auch der Aufbau eigener Sammlungen und eine rege Tätigkeit mit Ausstellungen alter und neuer Kunst und volkskundlicher Themen.
Das Museum will einen Einblick in die Kultur und Kunst des Kreisgebietes vom Mittelalter bis heute vermitteln.
Kunstwerke, wie Madonna-Darstellungen, Goldschmiedekunst und Paramente von der Gotik bis zum Barock aus der ehemaligen Abtei verdeutlichen den Rang des Klosters für die Geschichte der Region. Schon 1970 erwarb das Museum eine Tafel mit einer Darstellung des hl. Jakobs aus der Werkstatt des Meisters von Liesborn, ein namentlich unbekannter westfälischer Maler des späten 15. Jahrhunderts, dessen Hauptwerk, das Hochaltarbild der Liesborner Abtei, sich heute zum Teil in der Londoner National Gallery und zum kleineren Teil im Landesmuseum Münster befindet. In der Zwischenzeit besitzt das Museum eine Tafel mit der Ohnmacht Mariens vom Meister selbst und zwei weitere aus seinem Umfeld.
Zahlreiche Gemälde des 17. Jahrhunderts, vor allem Porträts aus den Niederlanden, zeigen die Bedeutung dieses goldenen Zeitalters der niederländischen Kunst für das Münsterland. Zudem zeigen anspruchsvolle Möbel des 17. und 18. Jahrhunderts den Geschmack der Zeit.
Biedermeiermöbel und Gemälde von Theobald von Oer (1807-1885) vermitteln den Lebensstil in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Kreis, während Möbel des Historismus und Gemälde der Düsseldorfer Schule die Zeit bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts belegen. Bedeutende Kunstwerke des Bildhauers Anton Mormann (1851-1940) zeigen die Wirkung der Neugotik und das Mobiliar des beliebten, plattdeutschen Dichters Augustin Wibbelt (1862-1947) verdeutlichen den ߜbergang zum Jugendstil. Arbeiten von den Expressionisten der Region initiieren die Sammlung der Kunst des 20. Jahrhunderts, gefolgt von Arbeiten des abstrakten Malers Fritz Winter (1905-1976) und der vielen talentierten Künstler der Nachkriegszeit im Kreisgebiet.
Eine volkskundliche Abteilung zeigt verschiedene Handwerksgeräte und Produkte. Vor allem vermittelt eine umfangreiche Sammlung gestickter ߜberhand- und Spruchtücher die Arbeit, den Geschmack und die Rolle der Frau im ausgehenden 19. Jahrhundert.
Einzigartig ist die Kruzifixsammlung des Museums. Mit weit über 250 ausgestellten Kruzifixen und Kreuzigungsdarstellungen belegt die Sammlung die Formgeschichte und die theologischen, sowie gesellschaftlichen Aussagen des Kreuzes in der westlichen Kunst vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart. Die Sammlung reicht von romanischen Kruzifixen, wie das Antlitz eines fast lebensgroßen Gekreuzigten von 1060/80, über die Gotik, die Renaissance, das Barock und Rokoko, den Historismus, Jugendstil, Expressionismus, bis zu modernen Objekten von Dali, Chagall und Beuys.